Wildes Rumänen – Ein kurzer Blick ins DonaudeltaMärz 2015 . Rumänien . Donaudelta
Die Donau ist der größte Fluss in unserer Europäischen Union. Sein Mündungsdelta umfasst eine Fläche von 5800km², davon stehen heute 4200km² unter Naturschutz und 1800km² bilden das größte zusammenhängende Schilfrohrgebiet der Welt. Die drei Donau-Hauptarme splitten sich in immer neue Nebenzweige auf und werden durch unzählige Kanäle und Seenplatten miteinander verbunden. Hier tummeln sich Hechte, Zander, Waller, Karpfen und sogar Störe.
Der größte Bereich des Donaudeltas liegt in Rumänien, der nördlichste Teil erstreckt sich bis in die Ukraine. Auch wenn es heutzutage leichter geworden ist, den rumänischen Teil zu bereisen, gibt es immer noch keine wirklich verlässlichen Informationen über dieses Angelrevier. Manche spekulieren über die endlosen unberührten Weiten, andere sprechen davon, dass dort alles leer gewildert und überfischt sei. Für mich war das Anlass genug, mir selber einen ersten Einblick in diese Region zu verschaffen.
Mein Zielfisch des Kurzbesuches von 6 Tagen waren die Hechte. So führte mich mein Weg über 80km Flusslauf in eine Region, welche mit dem Auto nicht zu erreichen und wegen ihrer Grenze zur Ukraine und entsprechender Grenzbewachung vor der Wilderei bestens geschützt war. Ca.50km Flussstrecken und viele Seen waren seit einigen Jahren privat verpachtet – das sollte doch interessant sein!
Der erste Tag startete jedoch mit einem miserablen Wettereinbruch: 3°C Außentemperatur bei Dauerregen waren kein guter Start in ein unbekanntes Revier. Zudem führte die Donau auch noch extremes Hochwasser, die braunen kalten Fluten gurgelten durch die versunkenen Wälder. Der erste Tag war den Zandern gewidmet, und nach ein paar Würfen konnte ich sogar einen von 62cm auf Gummifisch überlisten. Danach wurde das Wetter zu heftig und ich suchte zusammen mit meinem Gastgeber im größeren, trockenen Kabinenboot mit Structure Scan nach aussichtsreichen Angelplätzen für Waller und Zander im Revier. In den ausgespülten Rinnen lagen ganze Bäume am Grund – bei diesen Wasserständen aber ganz sicher nicht befischbar.
Die nächsten fünf Tage begaben wir uns mit einem kleineren Boot mit 20PS auf Hechtsuche. Die flachen, schilfbewachsenen Seen waren meist 1-3m tief und absolut klar. Hier musste es doch nur so von Hechten wimmeln, und wir waren die einzigen Angler hier. Zum Glück blieb das Wetter trocken, doch die Sonne wurde meist von eisigem Wind bei 0-8°C begleitet. An einem Morgen gab es sogar leichten Schneefall. So war das Wasser morgens meist um 4°C kalt und erwärmte sich gegen Abend nur langsam auf 5-7°C. Am ersten Tag konnten wir 4 Hechte überlisten, am zweiten 2 und der dritte Tag brachte keinen Biss. Wir waren ernüchtert, denn eigentlich müssten doch im Flachen schon Räuber zu finden sein. Der nächste Tag brachte zum Glück Erleichterung. Da alle Fische schon extrem vorsichtig und träge gebissen hatten, versuchte ich es mit Jerkbaits und einer extrem langsamen Köderführung. Ich habe ja schon in vielen Wintersituationen geangelt, aber derart zickige Hechte hatte ich noch nie erlebt. Man bekam oft nur Bisse auf Köder, nachdem diese 3 Sekunden still standen! Wir hatten endlich etwas Bewegung und konnten 16 Hechte bis 90cm fangen. Mit all den Aussteigern, Fehlattacken und Nachläufern hätten wir es bei wärmerem Wetter auf locker über 30 Hechte gebracht. Die Ködertaktik brachte auch am nächsten Tag 9 Hechte und viele Fehlattacken, dann wurde der Wind zu heftig und wir mussten nach fünf Stunden abbrechen. Am Ende konnten wir zu zweit 32 Fische überlisten. Der Fangvergleich meiner Jerkbaits zum leichten Blinker meines Gastgebers lag bei 25:6. Bisher wird im Donaudelta fast ausschließlich mit Blinkern geangelt – mit anderen Ködern bestehen sicherlich ganz andere Chancen auf Großhechte.
Unser Ergebnis war ganz sicher keine Weltklasse, doch ein erster Start. Die meisten Hechte waren zwischen 60-90cm, das ließ bei besseren Wetterbedingungen also durchaus auch auf einige Meterfische hoffen. Aber da wären wir wieder bei den Gerüchten, und ich werde lieber selber im Frühsommer zurückkehren, um das heraus zu finden und erneut zu berichten! Bei meinem Kurztrip konnte ich keine Wilderei entdecken, und der Angeldruck erschien minimal. Wir sahen viele Vögel, Wildpferde und eine Menge Wildschweine an den Ufern am helllichten Tag. Die meisten Kunstköder sind hier nicht bekannt, auf Waller wird nur Tags mit Grundblei vom Boot oder mit dem Wallerholz gefischt. Es gibt also noch viel zu entdecken und heraus zu finden, ich bin gespannt!
Es lebe das Abenteuer,
Martin
Wer mehr Infos über das Donaudelta möchte, kann hier weiterlesen:
http://de.wikipedia.org/w/index.php?tit ... edirect=no