Ich hoffe mal, dass Uli nicht danach fragt, welches (konkrete) Gewässer besonders bekannt für dicke Barsche ist. Da hat er wohl selbst am ehesten Einblick
und der Tausch wäre wohl etwas unfair, denn >seine< Gewässer hat er ja schon lange verraten^^. Ich hake darum lieber bei
Tobi_Flobsen ein und packe die Frage etwas allgemeiner an. Vielleicht hat ja da jemand Lust mit zu diskutieren.
M.E. ist es fast unabhängig von der Gewässergröße. Natürlich gibt es in sehr großen Gewässern immer auch eine höhere Dichte an kapitalen Fischen. Das liegt aber weniger an der Größe selbst, als vielmehr daran, dass die (punktuelle) Individuenzahl einen Art verhältnismäßig gering ist und das Nahrungsangebot groß.
[Bsp. I] Irgendwann im letzten oder vorletzten Jahr hatte Uli Beyer diesen Tipp zuletzt bei einer "Leserfrage" im Blinker gegeben: Junge Kiesgruben weisen oft einen guten Bestand an probaten Hechten (und ebenso taugenden Dickbarschen) auf. Was er nicht verraten hat war, dass diese Tiere verhältnismäßig jung sind . Ich habe in der Goitzsche einige Hechte gesehen, die bei einer Größe von einem Meter nicht älter als 5 Jahre waren. Barsche um 40-45 cm galten als regelmäßiger Beifang beim Jerken, auch sie waren nicht viel älter. Wenn bedacht wird, dass es in der Mulde nie Fische dieser Kaliber und schon gar nicht in dieser Menge gegeben hat, bleibt nur der Schluss, dass diese Fische gut im Futter standen und wenig Aufwand betreiben mussten.
[Bsp. II] Das gleiche Phänomen konnte ich aber auch an zwei heimatlichen "Dorfteichen" mit jeweils 1ha Fläche beobachten. Nach dem Entschlämmen hatten wir beide Teiche das erste Jahr mit Rotfedern, Schleien und Karauschen besetzt; im zweiten Jahr folgten etwa 40 Barsche um die 20cm, Zwei Jahre später maßen die Streifentiere allesamt über 40cm. (Ein kleines Epiphänomen: Der Schleienbestand in beiden Gewässern ist verbuttet, während mein größter Giebel im letzten Jahr bei 43cm lag.)
[Bsp. III] Zurück zu den Barschen. M.E. ist es auch völlig egal, welche Nahrungsgrundlage zur Verfügung steht. Vor zwei Monaten hatte ich einen vierzigplus-Moppel, der nach dem Drill seinen Mageninhalt preis gab. Der ganze Schlund war voller Insektenlarven (k.A.; zumindest sehr ähnlich den Larven des Gelbrandkäfers [aber kleiner]) , was ich eigentlich sonst nur aus den Monaten Februar-Mai kenne, wenn sich die Barsch auf Zuckies u.ä. einschießen. Das Gewässer zeichnet sich durch einen insgesamt mageren Fischbestand aus; dafür beherbergt es neben stattlichen Hechte auch dicke Rüssler bis gut und gerne 40Pfd; Plötzen u.a. hingegen kaum.
Was ich damit (und ich könnte noch mehr Bsp. anführen) sagen will, ist, dass die Nahrungsmenge und die Konkurrenz (primär der eigenen Art) dafür ausschlaggebend ist, ob es in einem Gewässer Großkaliber gibt, oder nicht. Gerade ein Barsch verhält sich enorm opportun und frisst von der Zuckmückenlarve bis zum halb so langen Artgenossen alles, was sich anbietet. In einem Gewässer das viele kleine Barsche birgt, wird es schwer, dass überhaupt viele Großbarsche vorkommen, geschweige denn gezielt beangelt werden können. Dass das am Möhnesee gleichzeitig möglich ist, nun ja, das liegt wohl vor allem daran, dass derartig große Gewässern (und es sind ja nun mal über 1000 ha) -trotz bestehender Fluktuation- im Grunde funktionieren wie ein Verband von kleinen Dörfern - und da gibt es ein "Dickbarschdorf" und ein "Schniepelstädtchen", wobei sich die Bewohner kaum in die Quere kommen .... Die Gemarkungsgrenzen werden dabei wiederum mehr durch das Futter (Schleien halten sich an anderen Plätzen auf als Maränen - im Falle der Maränen wären sie der eigentliche Fixpunkt, auch wenn der Schwarm durch den gesamten See tingelt) bestimmt und weniger z.B. durch jeweiligen Eigenschaften des Platzes selbst.
Ferner gedeihen oft mehrere Arten in einem Gewässer besonders gut. Ich glaube, es war M. Bowler, der gesagt hat: "Keine großen Schleien ohne große Hechte". Er spielt offenbar auf ähnliches an. Es ist zwar kein Garant, aber wenn man weiß, dass in einem Wasser z.B. eine Friedfischart gut abwächst, dann kann man auch davon ausgehen, dass es ebenso gut um bestimmte Raubfische steht.
Es grüßt